UNSERE BLINDENSCHULE
Nach Boko Haram Versklavung – mit 20 noch einmal in die Grundschule
Seit Jahren terrorisieren islamistische Terrorgruppen wie die Boko Haram den Norden Nigerias. Erklärtes Ziel der Extremisten ist die Errichtung eines christenfreien Kalifats. Um das zu erreichen werden christliche Bevölkerungsanteile systematisch terrorisiert, entführt und ermordet. Die Zentralregierung in Abuja schützt die christlichen Dörfer nur unzureichend. Aufgrund des Terrors gibt es in Nigeria mehrere Millionen Binnenflüchtlinge, die u.a. in diversen Flüchtlingslagern untergebracht sind. Doch auch hier herrscht oft eine große Not. Fehlende Schul- und Ausbildungsmöglichkeiten in den Flüchtlingscamps führen insbesondere unter den Kindern und Jugendlichen zur Resignation.
Die Ev. Karmelmission versucht seit vielen Jahren, der Not der Flüchtlinge in Nord-Nigeria zu begegnen: durch seelsorgerliche Angebote, Bibeln und christliche Literatur, Hilfslieferungen und Ausbildungsangebote. Im nordöstlichen Bundestaat Borno hat unser Mitarbeiter Br. Ali* eine Schule für Flüchtlingskinder in einem Flüchtlingslager eingerichtet. Vor kurzem besuchte er dieses Flüchtlingslager und die Schule wieder. Br. Ali berichtet:
„18 neue Kinder besuchen jetzt die Schule der Karmelmission im Flüchtlingslager. Es handelt sich um Kinder, die kürzlich aus Boko Haram Gefangenschaft befreit wurden. Eine der neuen Schülerinnen heißt Sana*. Sie ist jetzt 20 Jahre alt. Als 2014 die Boko Haram ihr Dorf angriff war sie erst 13 Jahre alt. Bei diesem Angriff wurden sie und ihre ganze Familie von der Boko Haram entführt. Nach wenigen Wochen Gefangenschaft brachten die Terroristen ihren Vater um. 7 Monate später gelang Sanas Mutter zusammen mit drei älteren Geschwistern die Flucht aus dem Terroristencamp. Sana selbst blieb mit zwei jüngeren Brüdern zurück.
Mit 15 wurde Sana an einen Terroristen-Kommandeur zwangsverheiratet. Diese Zwangsheirat traumatisierte sie völlig. Aus dieser Heirat wurde sie schwanger und bekam ein Kind. Mehrere Fluchtversuche Sanas misslangen. Erst als es letztes Jahr zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Boko Haram und der ISWAP kam (Islamischer Staat West-Afrikanische Provinz), einer neu gegründeten Terrorgruppe, gelang Sana die Flucht. Leider gelang den zwei Brüdern nicht, sich zu befreien.
Die nigerianische Armee fand Sana auf der Flucht und ermöglichte die Wiedervereinigung mit ihrer Mutter im Flüchtlingslager. Hier im Camp habe ich mich mit Sana unterhalten. Sie sagte mir: ‚Während meiner Gefangenschaft hatte ich meine gesamte bisherige Schulbildung vergessen. Obwohl ich schon 20 bin, muss ich jetzt wieder in die Grundschule. Es macht mir aber nichts aus, mit sechs- und siebenjährigen Kindern zusammen im Klassenzimmer zu sitzen. Ich möchte im Leben weiterkommen. Gerne möchte ich auch die hier von der Karmelmission angebotene Ausbildung zur Näherin absolvieren.‘
Sana ist eine sehr mutige junge Frau. Bitte betet für sie und für ihre junge Tochter. Sie macht sich auch große Sorgen um ihre beiden jüngeren Brüder, die sich noch in den Händen der Boko Haram befinden. Bitte betet auch für diese.“
*Name geändert
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- Flüchtlingshilfe, Nigeria, Schulprojekt
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