UNSERE BLINDENSCHULE

„Was geschieht, wenn ein Muslim vom Glauben abfällt?“

Fatima* kommt aus Dunqula im Norden des Sudan. Wie alle Mädchen ihres Stammes musste auch Fatima schon als Kind früh aufstehen, um das rituelle Morgengebet des Islam zu verrichten. Als sie 6 Jahre alt war, ging sie zur Koranschule, um dort ein Drittel des Korans auswendig zu lernen. Fatima war eine fleißige Muslima. Ihr Großvater mochte sie sehr und brachte ihr die schwierigsten Regeln der arabischen Sprache bei.

Nachdem Fatima das Gymnasium abgeschlossen hatte, wurde sie zu ihrer Tante nach Omdurman geschickt. Sie sollte an der „Universität des Edlen Korans“ studieren. Fatima übertraf alle Studenten an Wissen und bestand jede Prüfung mit Bestnoten. Im sechsten Semester erlebte Fatima aber einen Schock, der ihren Glauben an den Islam ins Wanken brachte. Während der Semesterferien war sie zuhause in Dunqula. Eines Tages lauschte sie einem Gespräch zwischen ihrem Vater und einem jungen Mann. 

Es ging um ein Mitglied der „Islamischen Bewegung“, der heimlich christliche Bücher lese und „wahrscheinlich längst vom Glauben an den Islam abgefallen“ sei. Der Vater Fatimas befahl dem jungen Mann, den „Verräter“ so lange zu foltern, „bis er ‚Buße‘ tut“.  Weiter hörte sie ihren Vater sagen: „Wenn er auf seiner Ketzerei besteht, dann tötet ihn!“ Fatima konnte ihren Ohren nicht glauben. Ihr Vater war zwar ein strenger Mann. Er war aber immer freundlich zu ihr gewesen. „Vielleicht habe ich ihn völlig falsch verstanden.“ Das Beste wäre es, direkt den Vater zu fragen. Er durfte aber nicht mitbekommen, dass Fatima heimlich seine Gespräche mithörte. Nach einer schlaflosen Nacht fragte Fatima ihren Vater, was mit Muslimen geschieht, die den Islam verlassen. „Nach unserer Rechtsschule geben wir dem Abtrünnigen eine Frist von drei Tagen und fordern ihn immer wieder auf, Buße zu tun.“ Dann schwieg er. „Was geschieht mit ihm, Vater, wenn er keine Buße tut?“, fragte Fatima mit zittriger Stimme. „Dann wird er geköpft“, sagte der Vater.

Nach diesem Gespräch wurde Fatima ein ganz anderer Mensch. Ihre Fröhlichkeit war verschwunden. Im tiefsten Inneren ihres Herzens hasste sie den Islam und schämte sich, diese Religion zu studieren. Nach Abschluss ihres Studiums wurde Fatima als Arabischlehrerin an einem Mädchengymnasium in Khartum angestellt. Hier in Khartum bekam sie zum ersten Mal Kontakt zu Christen und wurde zum Gottesdienst unseres Mitarbeiters, Br. Amir* eingeladen.

Noch nie in ihrem Leben war sie in einer Kirche gewesen. Von der Predigt und den christlichen Liedern war Fatima sehr bewegt. Sie wollte unbedingt mit Pastor Amir ins Gespräch kommen. Nach dem Gottesdienst ging sie zu ihm: „Pastor, was passiert einem Christen, der vom Glauben abfällt?“ Br. Amir wunderte sich etwas über diese Frage, antwortete aber freundlich: „Wir würden um ihn trauern, uns um ihn Sorgen machen und für ihn beten“. Diese Aussage ließ Sr. Fatima sehr nachdenklich werden. Wie anders war das, was der christliche Pastor sagte, als das, was sie von den Muslimen gehört hatte.

 

Fatima war glücklich, durch die Gemeinde in der Millionenstadt Khartum viele hilfsbereite Freundinnen gefunden zu haben. Sie war neugierig, mehr über den christlichen Glauben zu erfahren. Innerhalb kürzester Zeit las sie alle evangelistischen Bücher der Karmelmission, die sie von ihren neuen Freundinnen erhalten hatte. Nach einiger Zeit erhielt sie auch eine Bibel. Das Wort Gottes tat sein Werk in ihrem Herzen. Fatima vertraute Jesus ihr Leben an. Im November 2020 wurde sie in Khartum getauft.

Ihre Familie erfuhr von Fatimas Abfall vom Islam. „Sei sicher, wir werden dir große Probleme bereiten. Du wirst einen hohen Preis für deinen Verrat zahlen!“ Auch von ihren Kolleginnen in der Schule hört Sr. Fatima immer wieder Drohungen. Sr. Fatima lässt sich nicht irremachen. Sie sagt: „Ich erlebe im Moment meine glücklichsten Tage auf dieser Erde und freue mich auf das ewige Leben bei meinem Herrn Jesus Christus.“

Beten wir für Sr. Fatima.

*Name geändert

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